Der Smart -Garten Lilo zieht Basilikum, Tomaten & Co. mit Licht und Wasser auf. Wir haben den Garten getestet und verraten, was gut ist und was nicht.
In unserem Ratgeber Smarte Indoor-Gärten: Gemüse & Kräuter im Haus züchten geben wir einen Überblick, was smarte Gärten für Innenräume bieten. Der Click&Grow 3 (Testbericht) liefert beispielsweise gute Ergebnisse, ist aber überhaupt nicht smart. Wie sich der Lilo von Prêt à Pousser mit gleichem Konzept schlägt, verraten wir hier.
Lilo besteht aus drei Pflanzkübeln, einem Unterlegbrett, einem Vollspektrum-LED-Licht und einer Stange für dieses. Die Bestandteile sind aus Holz und Plastik gefertigt. Rein optisch wirkt der Lilo eher wie ein klassisches Blumenregal und weniger wie ein futuristischer Pflanztopf. Im Vergleich zum Click&Grow 3 (Testbericht) , Bosch SmartGrow und AeroGarden gefällt uns diese Abwechslung gut.
Die zugehörige App Prêt à Pousser ist kostenlos für Android und iOS. Wie beim Click&Grow 3 bietet die App keinen smarten Mehrwert, sondern informiert ausschließlich, ab welchem Tag die unterschiedlichen Pflanzen größer sind oder mehr Pflege benötigen. Das kann man aber auch alles online auf jeder beliebigen Garten-Website nachlesen.
Die App bietet eine Shop-Anbindung zur direkten Nachbestellung von Pods. An sich komfortabel, allerdings leitet die App auf die französische Seite des Shops weiter. Entsprechend muss man manuell auf den deutschen Shop umschalten.
Die Pods gibt es in insgesamt in 38 Varianten. Jede Pflanze hat die passenden Nährstoffe bereits im Pod. Von Basilikum über Blattsalat bis hin zu Senf und Sonnenblume gibt es eine breite Auswahl. Zudem hat Prêt à Pousser einen leeren Pod mit neutralen Nährstoffen, der zur eigenen Anzucht dient. Die Pods liegen zwischen 2,95 und 6,95 Euro.
Den Garten von Prêt à Pousser baut man innerhalb von einer Minute auf. Man stellt die Bodenplatte auf, setzt die Pflanztöpfe darauf, steckt auf der Rückseite den Bambusstab rein und hängt die LED daran – fertig.
Sobald die Pflanztöpfe mit jeweils rund 0,4 Liter Wasser gefüllt sind, geht es an die Pflanzen. Die länglichen Saatkapseln kommen einfach in entsprechenden Öffnungen in den Töpfen.
Zuletzt kommt das LED-Licht noch an den Strom und los geht die Pflanzenzucht. Das Vollspektrum-Licht leuchtet 16 Stunden und ist für acht Stunden aus. Es gibt einen Schalter für schwache und starke Beleuchtung – je nachdem, ob der Pflanzkasten Sonne abbekommt oder nicht. Achtung: Wie beim Click&Grow 3 (Testbericht) muss die Bewässerung und Verstellung der Beleuchtung manuell erfolgen. Wir empfehlen daher mindestens einmal alle drei Tage am Garten vorbeizugehen und nachzusehen, ob alles passt.
Unser Test-Lilo stand wie der Click&Grow 3 auf einem Küchenschrank ohne direktes Sonnenlicht. Im Vergleich zum Modell von Emsa braucht Lilo allerdings deutlich länger für die Anzucht. Innerhalb von 6 Tagen sieht man das erste Grün, nach 12 Tagen wird die erste Nachfüllung Wasser fällig. Nach 21 Tagen zeigen die Pflanzen halbwegs, was sie einmal werden wollen. Dennoch: Seit Beginn der Zucht haben wir mit Schimmel auf der oberen Schicht der Pflanzkapseln zu kämpfen.
Zudem gehen die ersten Pflanzen bereits nach wenigen Tagen ein. Wir vermuten, dass die Kapseln falsch konzipiert sind. In einer Reihe sollen pro Kapsel drei Pflanzen wachsen. Sobald die Pflanzen grünen, überdecken sie sich gegenseitig. Gerade bei unseren großblättrigen Test-Gemüse sterben bei Tomate und Basilikum einzelne Pflanzen ab. Beim Basilikum setzt sich letztlich nur eine Pflanze von drei durch, bei der Tomate zwei. Die Paprika gedeiht als einzige Pflanze gleichmäßig vor sich hin, braucht aber auch deutlich länger. Obwohl die Paprika und Tomate bereits blühen sollten, sind noch keine Knospen zu sehen. Sobald wir erste Früchte von Paprika und Tomate ernten können, aktualisieren wir den Testbericht.
Es ist das gleiche Lied wie beim Click&Grow 3 (Testbericht) . Die App kann sich Prêt a Pousser sparen. Sie bietet keinerlei smarten Nutzen – keine Früherkennung, wenn der Wasserstand zu niedrig ist, keine Info, wenn die Pflanzen an der LED anstoßen und braun werden.
Lediglich Informationen zu den einzelnen Wachstumsschritten jeder einzelnen Pflanze bekommt man im Journal des Wachstums , der Infoseite der App.
Zudem zwingt der Hersteller bei App-Nutzung zur Abgabe von E-Mail-Adresse, Vor- und Nachname. Und natürlich bekommt man automatische Werbemails zugesendet. In der App muss man das manuell abschalten beziehungsweise abbestellen. Für solch eine funktionslose App ist das aus unserer Sicht nicht adäquat. Wer sich darüber hinaus über schlechte Übersetzungen erfreuen will, findet von Englisch über Französisch bis hin zu Deutsch à la Google Translate 2010 alles.
Der Lilo kostet rund 100 Euro. Einzelne Saatkapseln liegen zwischen 2,95 Euro und 6,95 Euro. Allerdings geht ein Teil der Pflanzen ein. Im Verhältnis ist das zur Ausbeute teuer. Zum Vergleich: Emsa verlangt für drei einzelne Pods zwischen 5 und 10 Euro. Im Test mit dem Click&Grow 3 (Testbericht) waren alle Pflanzen erfolgreich. Eine Anzucht mit eigens präparierten Quell-Tabletten, die beim Click&Grow 3 ebenfalls möglich ist, funktioniert beim Lilo rein bautechnisch nicht. So muss man auf die durchaus teuren Blanko-Kapseln von Prêt à Pousser für rund 6 Euro zurückgreifen.
Der kleine Indoor-Garten Lilo hätte so schön sein können. Rein optisch gefällt er uns richtig gut. Das war es dann auch schon. Gut die Hälfte der Pflanzen gedeiht. Die andere Hälfte verkümmert. Jeder Pod ist mit einem dicken Film Schimmel am Boden überzogen. Das sorgt nicht für Appetit.
Die App beim Prêt à Pousser bietet keinen Mehrwert. Ganz im Gegenteil, der Hersteller sendet sogar noch Werbemails auf die hinterlegte E-Mail-Adresse. Unser Tipp: Lieber erst gar nicht installieren.
Die Verarbeitung des Lilo ist unterschiedlich. Die Pflanzkübel und Schwimmer für die Pods sind stabil und gut gearbeitet. Die Bodenplatte aus Bambus ist sauber geschnitten und glatt. LED-Licht und Netzteil überzeugen uns hingegen nicht. Beides wirkt wie aufs Billigste angefertigt.
Wer rein auf Optik setzt und natürliche Materialien mag, kann dem Lilo wahrscheinlich etwas abgewinnen. Allen anderen raten wir die Finger davonzulassen. Alternativen haben wir in unserem Ratgeber Smarte Indoor-Gärten: Gemüse & Kräuter im Haus züchten zusammengefasst.
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